In der Hitze des Sommers kam Rudolfo zu dem Schluss, daß es nun an der Zeit war, sich zu verlieben.
Rudolfo überlegte sich, wie er das am Besten anstellen mochte und entschloss sich in ein nahegelegenes Café zu gehen. Er setzte sich mitten hinein auf einen kissenbedeckten Korbstuhl und bestellte einen Latte Macchiato und einen großen Schoko-Eisbecher mit Extrasahne.
Es schmeckte köstlich.
Das Eis lutschend schaute sich Rudolfo um und fing an die Damen um sich herum zu studieren.
Es gab viele reizende Damen, denen Rudolfo nicht einmal in die Augen zu schauen wagte und es gab einige, die er nicht so gerne mochte, er fand sie einfach nicht so hübsch. Rudolfo wußte, daß er da nur nach Äußerlichkeiten ging, aber er fand, er habe auch das Recht dazu, schließlich könne jedes Mädchen auch selbst entscheiden, ob es ihn attraktiv fand oder nicht.
Rudolfo fragte sich, ob er irgendeine Haarfarbe bevorzugte.
Dort gab es lange blondglänzende Mähnen, die das Sonnenlicht reflektierten. Er sah auch so manches rotes Haar, doch das schien ihm gefärbt zu sein. Und er war kein Freund künstlicher Haarfarben.
Er fand, daß ihm braun am besten gefiel. Braun sah warm und freundlich aus. Aber nicht so dominant wie blond. Zurückhaltender. Nicht so aufdringlich. Netter.
„Das Mädchen, daß ich einmal liebe“, dachte sich Rudolfo, „wird braune Haare haben.“
Er war sich dessen sicher.
Während er sich einen weiteren Löffel der süßen Erfrischung in seinem Mund zergehen lies, fragte er sich, woran er es eigentlich merken würde, daß er sich verliebte.
Womöglich hatte er sich ja auch schon verliebt und bemerkte es gar nicht, weil er nicht wußte, daß dieses Gefühl Liebe war. Schließlich erklärte es einem ja niemand.
Alle sprachen sie von der Liebe und daß sich durch sie ihr ganzes Leben verändert habe, aber woher wussten sie denn, daß das Liebe war. Sollten sie doch mal beweisen, daß sie liebten. Kann ja schließlich jeder einfach so behaupten.
Rudolfo fand, daß das alles so nichts brachte. Vielleicht hatte er sich schon in seine Tischnachbarin verliebt, aber er bemerkte es nicht, weil er nicht wußte, daß das Liebe war.
Was für eine Verschwendung!
Bevor er also auf die Suche nach der richtigen Frau ging, musste er also erst einmal sicher sein, daß er es auch merken würde, wenn er sich verliebte.
Rudolfo kratzte die letzten Reste seines Bechers aus.
Ich liebe Eis, dachte er sich. Niemals könnte ich mir einen Sommer ohne Eis vorstellen.
Rudolfo stand auf und machte sich auf den Weg nach Hause.
„Lustig“, dachte er sich, „das Wünsche manchmal so schnell in Erfüllung gehen.“
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